Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat Auszeichnungen wie "Testsieger" oder "Top Anbieter" bei 20 Versicherungen etwas genauer unter die Lupe genommen. Einige der Gütesiegel kamen dabei recht ungereimt und merkwürdig rüber.
Versicherungen brüsten sich gerne mit ihren Auszeichnungen und Testerfolgen. Sie wollen damit Kunden beeindrucken und Vertrauen erwecken, egal ob in der Print- oder Onlinereklame, im Radio oder Fernsehen. Die Verbraucherschutzzentrale Nordrhein-Westfalen hat die Gütesiegel von 20 Versicherern unter die Lupe genommen. Allein diese schmückten sich mit insgesamt 550 Testsiegeln, an der Spitze mit jeweils über 50 Auszeichnungen die Alte Leipziger und Inter.
Die Stichprobe zeigt, wie die Gier nach Auszeichnungen oft ins Abstruse führt: So ist der Titel "fairster Kfz-Versicherer 2014" gleich vier Mal vergeben, bei Aachen/Münchener, Signal-Iduna, DEVK und LVM. Vergeben wurden die Auszeichnungen von Focus Money. Das Magazin hat dafür wie jedes Jahr eine Umfrage unter mehreren tausend Autobesitzern in Auftrag gegeben. Bewerteten diese ihre Versicherung mit "sehr gut", gab es den Superlativ-Titel. Versicherung mit dem Ergebnis "gut“ durften sich als "fairer Kfz-Versicherer" betiteln. Manche Auszeichnungen muteten auch etwas unbestimmt und beliebig an, zum Beispiel "einer der besten Arbeitgeber Deutschlands", "Digitaler Leuchtturm" (beides Ergo direkt) oder "Beste Service Innovation" (Zurich).
"Top" ist nicht gleich Top
Vorsicht ist laut Verbraucherschützer bei dem Wort "Top" geboten. "Top Top Top" jubelt die Barmenia über ein "sehr gut" für ihren Zahnzusatz-Tarif. Im zugrundeliegenden Finanztest-Heft hatten allerdings über neun Tarife das "Top Top Top" übertroffen. Die DKV lobt sich als "Top Krankenversicherer 2014", obwohl im zugehörigen Test gleich elf Gesellschaften besser platziert waren.
Etwas bescheidener sind die weiteren Platzierungen unter dem Top – vertrauenswürdiger sind sie deswegen allerdings nicht. Bei der Zeitschrift Ökotest erzielte eine Hausratversicherung der DEVK laut Testsiegel den "2. Rang". „Doch auf dem Rang war - wie im Theater - eine Menge Platz“, schreiben die Verbraucherschützer. Insgesamt hatten 27 Konkurrenz-Tarife besser abgeschnitten: davon sechs im "1." und 21 im "2. Rang" der Ökotest-Tabelle.
Ähnlich kritisch ist der Umgang mit Noten. Mit "1,0" hat Finanztest den Privathaftpflicht-Tarif von Helvetia bewertet. Trotzdem waren im zugehörigen Test gleich 17 Konkurrenz-Tarife besser benotet.
Gütesiegel-Markt groß und unübersichtlich
Der Markt für Gütesiegel wie die bereits genannten ist groß. Laut Verbraucherschützer kassieren Testinstitute und -Magazine wie Stiftung Warentest, Focus Money oder Ökotest zum Teil Tausende Euro, wenn die Unternehmen mit den Original-Signets werben wollen.
Trotzdem ordert die Kundschaft tüchtig. Nur wenige Verbraucher werden bei der Fülle an vermeintlichen Gütesiegeln Zeit und Möglichkeit zum Gegencheck haben. Letzteres erschwerten die Versicherer aus der Stichprobe zusätzlich, indem sie die Sieger-Logos nur vereinzelt mit den Orginal-Tests verlinkten.
Foto: © Stiftung Warentest