Rentenlücke und Altersarmut bedrohen die türkischstämmigen Einwohner Deutschlands stärker als die deutschstämmigen. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hat jetzt in einer Studie herausgefunden, dass Menschen mit türkischem Migrationshintergrund weniger fürs Alter zurücklegen und die Kenntnisse über Altersvorsorge unter dem Bevölkerungsschnitt liegen.
Nur jeder Zweite spart fürs Alter
So spart nur etwa jeder zweite der rund 2,5 Millionen türkischstämmigen Menschen in Deutschland für die Altersvorsorge. In der Gesamtbevölkerung tun das etwa drei Viertel. Dabei sei das Risikobewusstsein bei türkischstämmigen Menschen größer als bei den Deutschstämmigen.
Zwischen Haus in der Türkei und Riestern in Deutschland
Gründe dafür sehen die Forscher einerseits im niedrigeren Einkommen der türkischstämmigen Einwohner. Aber auch die besonderen Lebensumstände trügen dazu bei: "Die Altersvorsorge für Türkeistämmige ist zumeist transnational orientiert", betont die DIA-Studie.
Daraus ergeben sich Besonderheiten. So sparen viele türkischstämmige Menschen auf ein Haus in der Türkei. Sie halten sich aber bei der Riester-Rente zurück, weil man sie nur zu Teilen im Ausland beziehen kann. Um drohende Rentenlücken zu schließen, können sich mehr als die Hälfte der über 18-jährigen auch einen Lebensabend in der preisgünstigeren Türkei vorstellen. Allerdings verwirklicht diese Möglichkeit von den heutigen Rentnern nur jeder Siebte.
Religiöse und kulturelle Differenzen kein Thema
Religiöse und kulturelle Differenzen spielen laut der Studie beim Thema Altersvorsorge kaum eine Rolle. Auch wenn 70 Prozent sich als religiös bezeichnen, sind islamkonforme Anlagen nur knapp 40 Prozent der Befragten wichtig. Starke Unterschiede zeigen sich jedoch zwischen den Geschlechtern: Anders als in der Gesamtbevölkerung beschäftigen sich Frauen mit einem türkischen Hintergrund deutlich seltener mit dem Thema Altersvorsorge als Männer, sind weniger informiert, handeln seltener und erwarten geringere Renten.
Vertrauen in den Staat
Während die Eigenverantwortung bei den Türkeistämmigen einen höheren Stellenwert genießt als bei Deutschen, vertrauen sie dem Staat in puncto Altersvorsorge am meisten, Banken und Versicherungen am wenigsten.
Staatliche Beratungsangebote ausbauen
So sollten vor allem staatliche Stellen die Beratungsangebote zum Thema Altersvorsorge ausbauen. "Produkte mit kleinen Sparraten haben dabei ganz klar Priorität", betont DIA-Sprecher Bernd Katzenstein, "denn gerade Jüngere und Frauen haben wenig Einkommen und damit die größten Lücken."
Zur Studie
Martina Sauer und Dirk Halm von der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) befragten repräsentativ 1.007 Personen ab 18 Jahren.
Foto: © Lichtblick/FOTOLIA

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