Die deutschen Lebensversicherer seien zwar für Solvency II gerüstet, so die Finanzaufsicht Bafin. Sie müssen aber für die Umstellung auf die neuen EU-Kapitalanforderungen einiges tun – schließlich klafft eine Lücke von zwölf Milliarden Euro.
Die rund 90 Anbieter in der Branche mussten für den zweiten Bericht "Vollerhebung Leben" gegenüber der Finanzaufsicht Bafin angeben, wie ihre Eigenmittelsituation unter Solvency II am 31. Dezember 2014 ausgesehen hätte – tatsächlich gelten die neuen EU-Regeln ab 2016. Die Hälfte der Unternehmen hätte demnach zum Stichtag unter den künftigen Anforderungen gelegen. Insgesamt fehlten den Lebensversicherern Eigenmittel in Höhe von zwölf Milliarden Euro.
"Die Unternehmen werden sich also sehr anstrengen müssen, um ihre Kapitalbasis zu stärken, auch wenn die Zinsen seit Ende 2014 leicht gestiegen sind", sagt Bafin-Präsident Felix Hufeld. Ein Trost dabei: Auch nach Einführung der neuen EU-Regeln bleiben den Versicherungen für die Umstellung 16 Jahre.
Niedrige Zinsen, höhere Kapitalanforderungen
Wegen den derzeit niedrigen Zinsen bei den Lebensversicherungen – fällt es den Unternehmen immer schwerer, die dereinst den Verbrauchern gegebenen Zinsversprechen von bis zu vier Prozent zu bedienen. Die Versicherungen sind deswegen verzweifelt auf der Suche nach alternativen Anlageprodukten mit höheren Renditen. Unter Solvency II werden künftig allerdings die Risiken stärker gewichtet: mit dem Risiko der Kapitalanlage steigen auch die Eigenkapitalanforderungen für die Versicherungen.
Einige Lebensversicherer sind deswegen bereits dabei, ihre Produkte für die Zukunft anzupassen. So möchte etwa die Hannoveraner Versicherung Talanx künftig keine Garantiezinsen für seine Produkte mehr ausgeben. Auch die Generali will statt der Lebensversicherungen lieber fondsgebundene und so genannte hybride Verträge sowie Risikoversicherungen anbieten. Zum Konzern gehören unter anderem Cosmos Direkt und die Aachen Münchener.
Foto: © Kai Hartmann / BaFin