Mehr drei Milliarden Euro pro Jahr kostet es die Verbraucher in Deutschland, wenn sie ihre Kapital- oder private Rentenversicherung vorzeitig kündigen. Das ergab eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg, die aus 418 vorzeitig aufgelösten Verträgen die Einbußen der Versicherungsnehmer hochgerechnet hat.
Die Verträge wurden zufällig ausgewählt, erklärt die Hamburger Verbraucherzentrale. Sie stammen von Verbrauchern, die sich mit der Bitte um Hilfe an die Verbraucherschützer gewandt haben. Die errechneten Verluste beziehen sich auf die jeweilige Differenz zwischen der Summe der Einzahlungen und dem Betrag, den der Kunde zurückbekommt, dem Rückkaufswert des Vertrages.
Verluste zwischen 105 Euro und 50.407 Euro mussten die vormaligen Besitzer der untersuchten 418 Verträge hinnehmen. Das macht allein bei diesen einen Gesamtverlust von mehr als 1,4 Millionen Euro aus. Durchschnittlich verloren die ehemaligen Versicherten 3.362 Euro pro gekündigtem Vertrag. Am größten war das Minus bei einer Police des Versicherers Aspecta: Die Kundin hatte 152.000 Euro eingezahlt, bekam nach der vorzeitigen Kündigung aber nur 101.593 Euro zurück - also rund ein Drittel weniger.
Die VZ Hamburg geht nun von folgenden Zahlen asf: Mehr als jede zweite Lebensversicherung wird vorzeitig aufgelöst, häufig wegen Einkommenseinbußen, finanziellen Problemen oder auch wegen des Kaufs einer Immobilie. Experten schätzen, eine Million Verträge werden jährlich vor dem Laufzeitende gekündigt.
Hochgerechnet auf diese Zahl und einen durchschnittlichen Verlust von 3362 Euro ergeben sich Verluste der Verbraucher von rund 3,3 Milliarden Euro - pro Jahr!
Dabei ist den Verbrauchern oft unklar, wie der Rückkaufswert zustande kommt. Bei bereits gekündigten Verträgen sollten Verbraucher deshalb prüfen lassen, "ob der Rückkaufswert korrekt ausgezahlt, kein Stornoabschlag einbehalten und die jüngste Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs berücksichtigt wurde", rät Finanzexpertin Edda Castelló von der VZ Hamburg.