Ärzte verkaufen vermehrt private Leistungen 

Niedergelassene Ärzte verkaufen immer mehr private Leistungen an gesetzlich Krankenversicherte. Mehr als jedem vierten Versicherten (28,3 Prozent) wurde 2010 eine medizinische Leistung auf Privatrechnung verkauft. 2001 wurde nur 8,9 Prozent der Versicherten eine Zusatzleistung angeboten. Die Zusatzeinnahmen der Ärzte bei der Behandlung von gesetzlichen Krankenversicherten belaufen sich für das Jahr 2010 auf rund 1,5 Milliarden Euro. Das ergab eine bundesweite Befragung von 2.500 gesetzlich Versicherten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.

AOK: Krankenkassen zahlen alle notwendigen Untersuchungen 

Der Bundesverband der AOK kritisiert diese Entwicklung, da Krankenkassen sämtliche Untersuchungen und Leistungen bezahlen, die einen nachgewiesenen Nutzen haben und medizinisch notwendig sind. Zudem stellten Ärzte häufig Leistungen als "Individuelle Gesundheitsleistungen" (IGeL) in Rechnung, die eigentlich Standardleistungen der gesetzlichen Krankenkassen sind. Bezahlen müsse man diese Leistungen, wie notwendige Ultraschalluntersuchungen oder das Hautkrebsscreening, daher nicht noch zusätzlich. 

IGeL-Untersuchungen unter Umständen problematisch

Einige der Privatleistungen sind, wie die Beratung und Impfung vor einer Fernreise, durchaus sinnvoll. Doch viele der angebotenen IGeL-Untersuchungen sind nach Auffassung der AOK nicht nur unnötig, sondern unter Umständen problematisch. Daher bietet die AOK im Netz einen IGeL-Ratgeber, der über den therapeutischen Zweck von Privatleistungen informiert.

Jede siebte Privatleistung ohne Rechnung

Laut Umfrage unterblieb zudem in 54,4 Prozent der Fälle die geforderte schriftliche Vereinbarung von Privatleistungen. Jede siebte Privatleistung erfolgte sogar ohne Rechnung. Die privaten Zusatzleistungen werden vor allem Patienten mit höherem Einkommen angeboten. Meist handelt es sich dabei um Ultraschalluntersuchungen (Sonografien) (20 Prozent), Glaukomvorsorgeuntersuchungen (16,2 Prozent) und Verordnungen von Medikamenten oder Heil- und Hilfsmittel (11,5 Prozent).

Foto: © Birgit Reitz-Hofmann/FOTOLIA

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