Angesichts der bundesweiten Durchsuchungen gegen Steuersünder mit Schwarzkonten in Liechtenstein fordert die große Mehrheit der Bundesbürger eine härtere Bestrafung von Steuerhinterziehern. Das ergab eine Umfrage für das Hamburger Magazin stern. Fast zwei Drittel (63 Prozent) verlangen, dass Steuerzahler, die mehr als eine Million Euro hinterzogen haben, in jedem Fall mit Gefängnis bestraft werden sollten. Nur ein knappes Drittel (32 Prozent) sprach sich gegen eine Verschärfung der Gesetze aus.
Glaubt man dem Deutschen Steuerberaterverband, sind nicht nur die Steuerhinterzieher für die gehäufte Zahl der Fälle verantwortlich. Nach Auffassung des Verbandes begünstigen komplizierte Gesetze die Steuerhinterziehungen. "Die Steuerhinterziehungen sind eine Folge nicht gerechtfertigter und zu komplizierter Steuergesetzgebung", sagte Jürgen Pinne, Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes (DStV), dem "Tagesspiegel" (Dienstagausgabe). "Die Höhe der Steuersätze verleitet den Bürger regelrecht dazu, dem Staat Gelder zu entziehen." Der Verband dränge seit Jahren darauf, die Steuergesetze zu vereinfachen, "was aber bisher nicht passiert ist".
Anders als die Steuerlaien ist Fachmann Pinne davon überzeugt, dass die Höhe der Strafen für Steuerdelikte angemessen ist. "Grundsätzlich reichen unsere Strafverfolgungsgesetze aus", sagte der DStV-Präsident. "Das Problem ist nur, dass sie in ihrer vollen Schärfe nicht angewandt werden." So gingen die Behörden bei entsprechenden Geständnissen - zumal bei vermögenden Steuersündern - häufig Kompromisse ein, "die zu einem schwächeren Ergebnis führen".
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