Wie jedes politische Großprojekt stand und steht auch das Bildungspaket in der Kritik. Die Kritik lässt sich auf zwei Argumente verkürzen:
- Die Unterstützung ist zu gering. In Bundesländern ohne Lernmittelfreiheit, in denen Eltern jedes Jahr alle Schulbücher für ihre Kinder neu kaufen müssen, werden 100 Euro pro Schuljahr nicht reichen. Ähnlich verhält es sich mit den 10 Euro monatlich für die Teilnahme an Kultur: Für die Mitgliedschaft in einem Sportverein mag das reichen. Für Schwimmbadbesuche im Sommer reicht das Geld dann aber nicht mehr. Im Kulturbetrieb sind 10 Euro im Monat eine Lachnummer: In Theatern und Konzerthäusern liegt der ermäßigte Eintrittspreis oft schon höher. Wenn ein Kind musisch begabt ist, werden die 10 Euro nicht einmal für die Frühförderung in einer Musikschule ausreichen. Instrumental- oder Gesangsunterricht kostet pro Stunde schon ein Vielfaches von 10 Euro.
- Vielerorts finden Eltern wenig Angebote vor. Bestes Beispiel: Schwimmbäder. Flächendeckend schließen kommunale Frei- und Hallenbäder. Zurück bleibt eine Monokultur von Freizeit- und Spaßbädern. Die sind jedoch nicht nur teuer für Besucher. Sie taugen auch nicht zum Schwimmenlernen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Sport allgemein. Sicher wird es in jedem Ort einen Fußballverein geben. Aber was ist mit Kindern, die keine Lust zum Kicken haben? Was ist mit Kindern, die aus gesundheitlichen Gründen beispielsweise nur gelenkschonende Sportarten wie Wassersport ausüben dürfen? Vergessen wir nicht: Geeignete Schwimmbäder findet man in ländlichen Regionen immer seltener.
Beispiel Lernförderung: Wo es kein Angebot an Nachhilfelehrern oder entsprechenden Institutionen gibt, da können Eltern für ihre Kinder keine Lernförderung in Anspruch nehmen.
Auch was die Erreichbarkeit von Angeboten angeht, dürfte es in der Kultur besonders schlecht aussehen. Wer gibt auf dem Dorf Klavierstunden? Wo gibt es im ländlichen Raum Musikschulen, die musikalische Früherziehung übernehmen?
Wer auf dem Land lebt, schaut demnach in die Röhre. Denn Fahrtkostenzuschüsse sieht das Bildungspaket nur für Fahrten zur Schule vor, nicht aber zum Schwimmbad, zum Judoverein oder zum Gitarrenunterricht.
Daraus ergibt sich, dass nur ein Teil der formal begünstigten Familien tatsächlich alle Möglichkeiten des Bildungspaketes in Anspruch nehmen kann. In weiten Teilen Deutschlands fehlen Angebote für Kinder und Jugendliche. Das Bildungspaket wird daran kaum etwas ändern. Das Bildungspaket wird auch kaum dazu führen, dass jede Schule oder Kita ein Mittagessen anbietet. Dabei wissen Mediziner und Ernährungswissenschaftler von den Folgen einer falschen Ernährung in Kindheit und Jugend.