Dem deutschen Mittelstand drohen bei schärferer Regulierung von Zinsänderungen womöglich Finanzierungsengpässe. Aus einer Simulationsrechnung der Technischen Hochschule Nürnberg für den Genossenschaftsverband Bayern (GVB) geht hervor, dass die Kreditfähigkeit der Banken durch erhöhte Eigenkapitalanforderungen stark eingeschränkt wird.
Die zurückhaltende Investitionstätigkeit deutscher Unternehmen verringert sich nach Einschätzung der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Der Genossenschaftsverband Bayern schätzt die daraus resultierende Verminderung des Kreditvergabepotenzials bei den 281 bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken auf bis zu 47,6 Milliarden Euro.
Das Kompetenzzentrum Finanzen der Technischen Hochschule Nürnberg hat untersucht, welche Folgen eine Eigenkapitalhinterlegungspflicht auf die Kernkapital- und Eigenmittelquoten von Banken hätte. Die Wissenschaftler haben Daten von 756 Volks- und Raiffeisenbanken aufbereitet und drei Szenarien durchgerechnet. Das Ergebnis zeigt, dass die Quoten bei allen Instituten teils deutlich sinken. Zusätzlich unterschreiten sie in mehreren Fällen die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestwerte. Somit würden die zur Verfügung stehenden Mittel für das Kreditgeschäft erheblich reduziert.
Das Kompetenzzentrum der Technischen Hochschule Nürnberg kommt zu einem ähnlichen Fazit wie die GVB. Die Banken müssten in Zukunft die Kosten der verschärften Regulierung an die Kunden weitergeben.
Bislang mussten die Institute ihre Risiken in Form einer Risikotragfähigkeit der Bankenaufsicht vorzeigen. Ein Eigenkapital musste nicht hinterlegt werden. Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken haben mit diesem System überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Der Baseler Ausschuss prüft zudem, ob Zinsäderungen pauschal mit Eigenkapital hinterlegt werden dürfen. Dieser Schritt würde insbesondere die deutschen Regionalbanken treffen.
GVB-Präsident Götzl fordert daher, die bisher praktizierte Behandlung der Zinsänderungsrisiken beizubehalten. "Es gibt keinen Grund die Vorschriften zu ändern. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken steuern ihre Zinsänderungsrisiken seit Jahren erfolgreich in Abstimmung mit der Aufsicht aus", sagt Götzl. Zudem warnt er davor, die Realwirtschaft in der derzeit unsicheren konjunkturellen Lage durch Regulierungsmaßnahmen "zusätzlich zu schwächen und Investitionen zu hemmen".
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