Die Zahl der Privatinsolvenzen erreichte 2010 einen neuen Höchststand. Das hat das Hamburger institut für finanzdienstleistungen (iff) im Überschuldungsreport 2011 ermittelt. Die wenigsten Betroffenen sind aus eigener Schuld in Not geraten.
106.300 Privatinsolvenzen verzeichnet das Hamburger institut für finanzdienstleistungen (iff) in seinem aktuellen Überschuldungsreport. Das ist der höchste Wert seit Einführung des Reports im Jahr 1999. Gegenüber 2009 bedeutet das einen kräftigen Anstieg von acht Prozent (2009: 98.800). Allerdings hatte die Zahl der Privatinsolvenzen schon einmal die Marke von 100.000 überschritten (2007: 103.100).
Forscher erwarten 2011 wieder weniger Überschuldungen
Für 2011 deutet sich nach Angaben des iff wieder eine Entspannung an: Während im Januar 2011 gegenüber Januar 2010 noch einmal ein Zuwachs von drei Prozent auf 8.252 zu verzeichnen war (Januar 2010: 8012), ging in den Folgemonaten des ersten Quartals 2011 die Zahl der Neuinsolvenzen erstmals wieder leicht zurück.
7 Fakten aus dem Überschuldungsreport
Neben dem Anstieg der Insolvenzen zeigt der Report weitere auffällige Entwicklungen:
- Die Verschuldung der Überschuldeten sank von rund 32.000 Euro (2009) auf nur mehr rund 27.000 Euro (2010).
- Der Rückgang resultiert vor allem aus einer geringeren Bankverschuldung, die nach wie vor den größten Anteil der Verschuldung ausmacht. Sie reduzierte sich im Durchschnitt von rund 17.000 Euro im Jahr 2007 auf 13.675 im Jahr 2010.
- Die öffentliche Hand tritt in drei von vier Fällen in Erscheinung. Mit durchschnittlichen Forderungen von 3.824 Euro ist sie der zweitgrößte Gläubiger.
- Das sogenannte "unverantwortliche Konsumverhalten", also letztlich die Ausgaben für nicht notwendige Konsumgüter, hat bei den Ursachen für die Überschuldung inzwischen einen Tiefststand von 10,4 Prozent erreicht.
- Die durchschnittliche Überschuldungsdauer ist mit ca. 15 Jahren zu lang. Daher ist zu überlegen, welche Möglichkeiten sinnvoll sind, die Pläne zur Verkürzung des Insolvenzverfahrens so zu gestalten, dass möglichst viele Überschuldete davon profitieren, um einen effizienten Weg aus ihrer Überschuldung zu finden.
- Das neue Pfändungsschutzkonto zeigt bisher nur geringe Wirkung; die Versorgung mit Girokonten hat sich bei den Überschuldeten nur leicht verbessert.
- Das Ausbildungsniveau in der Bevölkerung steigt, während es bei den Überschuldeten sinkt. Schulische, berufliche und finanzielle Bildung bieten mehr denn je Schutz vor Überschuldung.
Auslöser für Überschuldung
Die Ursachen und Auslöser für Überschuldung liegen nach Angaben des iff unverändert bei fünf Hauptursachen:
- Arbeitslosigkeit mit 31,0 Prozent (2009: 31,6 Prozent),
- Scheidung oder Trennung mit 12,6 Prozent (2009: 11,7 Prozent),
- Krankheit mit 9,6 Prozent (2009: 10,3 Prozent),
- gescheiterte Selbständigkeit mit 9,7 Prozent (2009: 9,2 Prozent) sowie
- Konsumverhalten mit 10,4 Prozent (2009: 11,8 Prozent).
Über den Überschuldungsreport
Seit 2006 erstellt das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen jährlich den iff Überschuldungsreport, der auf einer Auswertung von rund 12.000 Einzelfällen basiert, die eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchen. Die Erstellung des Berichts wird von der Stiftung "Deutschland im Plus" gefördert.
Der vollständige Bericht ist im Internet abrufbar unter www.iff-ueberschuldungsreport.de.