Die Immobilienwirtschaft boomt: Die Mieten und Kaufpreise für Wohnungen in deutschen Großstädten und ihrer näheren Umgebung haben im Jahr 2015 angezogen und steigen weiter. 55,5 Milliarden Euro gingen in Gewerbeimmobilien und erreichten damit Vorkrisenniveau. Zu diesem Ergebnis kommt das Frühjahrsgutachten 2016 vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) in Berlin.
"Insbesondere niedrige Finanzierungskosten, gestiegene Löhne und Gehälter sowie Verschiebungen im Anlageportfolio von Investoren hin zu Immobilien wirken sich positiv auf die Immobilienwirtschaft aus", sagt Professor Lars Feld, der im Rahmen des ZIA-Gutachtens die gesamtwirtschaftliche Entwicklung untersucht hat. "Die Nachfrage nach Immobilien dürfte im Jahr 2016 darüber hinaus durch die Zuwanderung steigen." Er warnt allerdings vor neuen politischen Auflagen wie beispielsweise der Energieeinsparverordnung 2016, die das Bauen weiter verteuern.
Besonders die Preise bei Eigentumswohnungen in Westdeutschland schnellten im Jahr 2015 mit 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach oben. Im Osten, ohne Berlin, verteuerten sich die Kaufpreise um 6,2 Prozent. Bei den Mieten ergibt sich ein anderes Bild. Sie sind laut Gutachten in 2015 im Westen mit 3,7 Prozent und im Osten mit 1,2 Prozent nur leicht gestiegen.
Dies spiegelt keinen normalen Wohnungsmarkt wider, auf dem sich die Kaufpreise ähnlich den Mieten entwickeln. Es deutet eher darauf hin, dass viele Investoren auf weiter steigende Preise spekulieren.
"Ohne die starke Zuwanderung von Flüchtlingen wäre das Bild für 2016 ziemlich eindeutig. Der Mietpreiszyklus hätte seinen Zenit erreicht, die Mieten im deutschen Mittelwert würden 2016 nicht mehr wesentlich weiter steigen beziehungsweise stagnieren", erklärt Professor Harald Simons, Mitglied des Vorstands beim unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstitut Empirica in Berlin.
Die weitere Entwicklung sei aber angesichts der unklaren Auswirkungen der hohen Zuwanderung besonders schwer einzuschätzen. Der Mietpreiszyklus dürfte sich verlängern, da die Wohnungsnachfrage steigen wird. "Die Angebotserweiterung durch den Wohnungsneubau kann mit der gestiegenen Nachfrage momentan nicht Schritt halten. Das wird auch in den nächsten Jahren zu Miet- und Kaufpreissteigerungen in den Ballungsräumen führen", meint Simons.
Am Investmentmarkt dominieren seit 2012 Büroräume. 2015 belief sich das Transaktionsvolumen laut Frühjahrsgutachten auf rund 26,1 Milliarden Euro – ein Anteil von 47 Prozent am gesamten Gewerbeimmobilien-Investmentmarkt.
"An allen Top-Standorten ist die Einwohnerzahl in den zurückliegenden Jahren deutlich gestiegen. Dort, wo das Angebot an qualifizierten Arbeitnehmern steigt, wächst natürlich auch die Zahl der Bürobeschäftigten", erklärt Andreas Schulten, Vorstand beim Immobilien-Analyseunternehmen Bulwiengesa. Der ZIA geht davon aus, dass der Anstieg auch in den kommenden Jahren anhält.
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