In Deutschland gibt es derzeit drei bis vier Millionen überschuldete Privathaushalte. Viele Verbraucher können ihre Schulden aus Krediten nicht mehr aus eigener Kraft tilgen. Das geht aus dem "Schuldenreport 2009" hervor, der von Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie, Paritätischem Wohlfahrtsverband, Rotem Kreuz und dem Bundesverband der Verbraucherzentralen vorgelegt wurde und über den "Spiegel Online" berichtet.
Arbeitslosigkeit häufigste Ursache für Überschuldung
Laut Schuldenreport kamen 29 Prozent in finanzielle Schwierigkeiten, weil sie arbeitslos wurden und dadurch Einkommenseinbußen erlitten. Veränderung der Lebensumstände wie Trennung, Scheidung oder Tod des Partners sind mit 14 Prozent die zweithäufigste Ursache für eine Überschuldung - bei allein erziehenden Müttern mit mehr als einem Kind sogar die häufigste. Das ergebe sich bereits aus der Überschuldungsstatistik des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2007, schreibt "Spiegel Online".
Über die Hälfte der Betroffenen haben niedriges Einkommen
Bei 56 Prozent der Betroffenen lag das monatliche Nettoeinkommen unter 900 Euro. Gläubiger sind nach Angaben des "Spiegel" meistens Banken: Von der Gesamtsumme der Schulden in Höhe von durchschnittlich 36.000 Euro entfallen etwa 60 Prozent auf laufende und rückständige Kredite, heißt es im Artikel. Von dieser Summe waren etwa 10.000 Euro in Form eines Ratenkredites gewährt worden. "Die Verbraucher mit dem niedrigsten Einkommen bezahlen die höchsten Zinsen", heißt es in dem Schuldenreport 2009, schreibt das Magazin.
Experten sprechen von Überschuldung, wenn Lebenshaltungskosten, Kreditraten und Rechnungen höher sind als die monatlichen Einnahmen. Der Grund dafür sei in mehr als der Hälfte der Fälle ein überraschender Tiefschlag wie Arbeitslosigkeit, ein Krankheitsfall oder Trennung vom Partner, verbunden mit der alleinigen Erziehung von Kindern, schreibt "Spiegel Online".
Banken bieten häufig überteuerte Umschuldungen an
Bei Zahlungsschwierigkeiten würden den Betroffenen oft überteuerte Umschuldungen angeboten, die sie noch tiefer in einen Überschuldungskreislauf bringen würden, kritisieren die Verbände. Beim Abschluss eines Vertrags zur Umschuldung legten Bankmitarbeiter laut der Untersuchung mehr Wert auf ihre eigene Provision als auf eine angemessene Beratung der Schuldner.
Gegenwärtig befürchten die Verbände, dass vor allem durch die Wirtschaftskrise und einer dadurch steigenden Arbeitslosigkeit die finanzielle Lage vieler Privathaushalte noch weiter verschlechtert werde.
Vielen fehlt nötige Bildung über Geld
Problematisch sei auch, dass viele unverantwortlich beispielsweise mit Krediten umgingen: Oft fehle in finanziellen Fragen das dafür nötige Wissen. Das zeige die Auswertung verschiedener Studien, schreibt "Spiegel online". Die Verfasser des Schuldenreports 2009 plädieren daher dafür, möglichst früh schon in der Grundschule damit zu beginnen, den richtigen Umgang mit Geld zu lernen.
Eine bessere finanzielle Bildung fordern auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Zentrale Kreditausschuss (ZKA), die Interessenvertretung der deutschen Kreditwirtschaft.
Schuldnerberatungen benötigen mehr finanzielle Unterstützung
Die Verbände fordern außerdem mehr Geld für die Schuldnerberatungen. Die Beratungsstellen seien überlastet, Betroffene müssen in der Regel mehrere Monate warten. Obwohl nach Angaben der Zeitung ein gesetzlicher Rechtsanspruch auf Beratung bestehe.
Schuldner, die aus eigener Kraft ihre Schulden nicht abbauen könnten, bleibe da als Möglichkeit der Entschuldung nur das Verbraucherinsolvenzverfahren, heißt es im Artikel. Dieses Entschuldungsverfahren für Privatpersonen gibt es seit zehn Jahren. Nach der Restschuldbefreiung können Verbraucher einen wirtschaftlichen Neuanfang beginnen. Etwa 500.000 Verbraucher haben laut Schuldenreport 2009 bisher von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.