Die Hamburger Sparkasse (Haspa) geht beim Verkauf von Geldanlagen neue Wege. Laut Berichten des Radiosenders "NDR" entwickelt die Sparkasse psychologische Profile ihrer Kunden, um sie gezielter anzusprechen. Welche Daten dazu ausgewertet werden, ist unklar.
Mit dem sogenannten "Sensus"-Konzept will die Haspa den Verkauf ihrer Versicherungen und Aktien effektiver machen. Dazu teilt die Sparkasse ihre Kunden in die Kategorien Bewahrer, Genießer, Performer, Abenteurer, Tolerante, Disziplinierte und Hedonisten ein. Die Kunden werden ihrer Typisierung entsprechend angesprochen. Das "Sensus"-Konzept bietet den Kundenberatern dazu die passenden Argumente, Wortwahl und ähnliches an.
Bekanntschaften sollen ausgenutzt werden
Die Schulungsunterlagen des Konzeptes gehen jedoch noch weiter. So sollen die Berater private Bekanntschaften beim Verkauf der Geldanlagen nutzen. So heißt es bei der Bewahrerkategorie: "Befreundete Finanzberater haben leichtes Spiel".
Edda Castelló von der Hamburger Verbraucherzentrale sagte gegenüber "NDR Info": "Wenn ich mir diese Unterlagen anschaue, dann finde ich das - ganz offen gesagt - ekelhaft!" Die Sparkasse würde durch diese Art der Beratung den Kunden von rationalen und vernünftigen Entscheidungen abbringen.
Datenursprung unklar
Aber nicht nur die Beeinflussung des Kunden macht der Verbraucherschützerin Sorgen. Die Frage nach dem Ursprung der Daten, die zur Typisierung der Kunden genutzt wird, bleibt offen. Im Falle einer Kundin über deren Fall "NDR" berichtet, können die Daten durch ihr sogenanntes "Joker"-Konto gesammelt worden sein. Dieses Konto bietet Rabatte, dafür muss der Kunde seine Daten jedoch zur Analyse freigeben.
Eine Haspa-Sprecherin bestätigte gegenüber "Spiegel Online" die Existenz der Kundenprofile und bezeichnete sie als "Hilfsmittel", um die Kunden besser zu verstehen. Die Kundenakten werden zwar laut der Sprecherin nicht aktiv an die Kunden weitergegeben, ein Geheimnis sei die Typisierung allerdings nicht.
[update]Die Hamburger Sparkasse hat am Nachmittag zugesichert, die Profile nicht mehr zu verwenden und die daraus gewonnen Erkenntnisse in allen Systemen zu löschen.[/update]
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