Beliebter als Urlaubs- und Naturmotive sind einer Umfrage vom Marktforscher Grass Roots zufolge nur regionale Sehenswürdigkeiten. 30 Prozent der Befragten haben ein solches Motiv. Tierbilder (zwölf Prozent) und Vereinswappen von Sportklubs (neun Prozent) finden sich auf den Bankkarten ebenso wie private Fotos (acht Prozent). Auch bei der Berliner Volksbank kann man seinen eigenen Schnappschuss auf die EC-Karte drucken lassen. Allerdings muss man für die Karte mit Wunschbild insgesamt 30 Euro (je 7,50 Euro für vier Jahre im Voraus) berappen. Die Bankkarten mit den Vereinslogos sind dagegen kostenfrei. Eine Unrechtmäßigkeit sieht der Finanzexperte Peter Lischke von der Verbraucherzentrale Berlin darin nicht, da sich die Bankkunden ja für eine kostenfreie Variante entscheiden könnten.
Kostengründe und Rabatte für Auswahl eines Motivs unerheblich
Kostengründe scheinen keinesfalls ausschlaggebend für die Motivwahl zu sein. Lediglich sechs Prozent der von Grass Roots Befragten gaben an, sich aufgrund von Rabatten für eine individualisierte Bankkarte entschieden zu haben. Stattdessen wählten die Befragten die Karte wegen der Individualität (39 Prozent), weil die Karte als Teil der Persönlichkeit angesehen wird (26 Prozent) oder wegen des regionalen Bezugs (18 Prozent).
Auch die Berliner Volksbank setzt auf regionale Motive. Noch mehr als die Logos der Sportvereine zieht bei den Berlinern allerdings die sogenannte "Zoocard". Rund 154.000 der insgesamt 580.000 EC-Karten, die die Volksbank an ihre Kunden ausgeben hat, zeigen ein Tiermotiv. Dabei können die Kunden zwischen Schlange, Clownfisch, Giraffe, Tiger oder Flusspferd auswählen. Aber nicht anders zu erwarten: Die meisten Berliner wollen Eisbär Knut auf ihrer Karte. Da Knut als Maskottchen für den Berliner Zoo steht, ist das Bild des tapsigen Eisbärenbabys besonders geeignet, um die EC-Karte mit Emotionen aufzuladen und eine regionale Beziehung zu schaffen.
Individualisierte EC-Karten sollen Kunden an seine Bank binden
Die individualisierten Bankkarten sollen die Bindung des Kunden an sein Finanzinstitut erhöhen. Der typische Bankkunde bleibt laut Kiell seiner Bank zwar bestenfalls treu, aber er empfiehlt sie auch nicht weiter. Im Fachjargon würde man sagen, er ist passiv. Da in der Vergangenheit die Zahl der wechselwilligen Bankkunden leicht gestiegen ist, wollen die Finanzinstitute ihre Kunden nun enger an sich binden.
Ob eine individualisierte Bankkarte auch häufiger genutzt wird, steht dem Finanzpsychologen Kiell zufolge auf einem anderen Blatt. Dies scheint die Umfrage von Grass Roots zu bestätigen. Kunden mit einer individualisierten Bankkarte nutzten diese nicht häufiger als Inhaber herkömmlicher EC- oder Kreditkarten (jeweils 46 Prozent nutzen ihre Karte mehrmals wöchentlich), allerdings bewerten die Kunden personalisiertem Motiv ihre Bank besser. Während von denjenigen mit individualisierter Bankkarte 60 Prozent ihre Bank als gut einstuften, bewerteten nur 54 Prozent der Kunden mit Standardkarte die kartenausgebende Bank als gut.
Bezahlen soll Spaß machen?
Auch Pressesprecherin Mönch glaubt nicht, dass durch die individuellen Abbildungen häufiger mit Karte bezahlt wird. Eine höhere Akzeptanz der Bankkarten sei allenfalls ein Nebeneffekt. "Für die Berliner Volksbank ist entscheidend, dass der Kunde Spaß am Bezahlen mit der Karte hat“, sagt Mönch. Finanzpsychologe Kiell zweifelt dagegen am Spaßeffekt beim Bezahlen mit der Karte und verweist auf eine Untersuchung aus den neunziger Jahren, wonach beim Bezahlen mit Bargeld mehr ausgeben wird als im bargeldlosen Zahlungsverkehr.
Sicher ist dem Karteninhaber jedoch die höhere Aufmerksamkeit, die der ungewöhnlichen Karte zuteilwird. Mehr als jeder Zweite, der eine solche Karte besitzt, wurde schon mal auf das Motiv angesprochen. Die meisten von ihnen sogar mehrmals.
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