Aktuell gibt es 21.301 Stiftungen in Deutschland. 583 neue Stiftungen entstanden allein in 2015. Das ist ein bundesweiter Zuwachs von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das teilt der Bundesverband Deutscher Stiftungen in Berlin mit.
"Jede Woche gibt es 11 neue Stiftungen – das ist eine gute Nachricht aus der Zivilgesellschaft. Denn deren bürgerschaftliches Engagement ist derzeit gefordert wie nie. Auffallend und erfreulich sind die hohen Zuwachsraten in einigen östlichen Ländern", so Professor Michael Göring, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.
So lagen im vergangenen Jahr Thüringen mit einem Plus von 5,8 Prozent und Sachsen mit einem Plus von 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr über dem bundesweiten Durchschnitt. "Auch wenn die absoluten Stiftungszahlen dort noch viel geringer sind als in den westlichen Bundesländern, holen manche der östlichen Bundesländer jetzt auf. Das zeigt die dort größer gewordene Wirtschaftskraft genauso wie zunehmendes zivilgesellschaftliches Engagement", so Professor Göring.
Den größten Zuwachs an Stiftungen gab es in Nordrhein-Westfalen mit 117 Neugründungen. Damit liegt das bevölkerungsreichste Bundesland mit 4.159 rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts an der Spitze. Gefolgt von Bayern mit 3.845 Stiftungen und Baden-Württemberg mit 3.187 Stiftungen. Sachsen ist stiftungsreichstes ostdeutsches Bundesland mit 509 Stiftungen.
Diese positiven Zahlen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die anhaltenden Minizinsen am Markt auch den Stiftungen zu schaffen machen. Offiziell verfügen die Stiftungen in Deutschland über ein Gesamtvermögen von mehr als 100 Milliarden Euro.
Doch besonders kleine Stiftungen würden den Mini-Zinsen trotzen und mit kreativen Fundraising-Ideen begegnen. Nachgedacht wird aber auch bei Stiftungen aller Größen zunehmend darüber, wie durch besondere Anlageformen – zum Beispiel Mission Investing oder Social Impact – sozialen Unternehmen und Projekten der Start erleichtert werden kann, um so trotz niedriger Zinsen die Zivilgesellschaft nachhaltig zu stärken, sagt Birgit Radow, stellvertretende Generalsekretärin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.
Einige Stiftungsneugründungen des vergangenen Jahres nehmen explizit die neuen Aufgaben Integration von Zugewanderten und gesellschaftlicher Zusammenhalt in den Blick. Neuestes Beispiel für die Vernetzung im Rahmen der Flüchtlingshilfe ist das jüngst aufgelegte Patenschaftsprogramm "Menschen stärken Menschen" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen wird an diesem Programm mitwirken. Ziel ist es, 2.000 Patenschaften über Bürgerstiftungen zu organisieren und zu betreuen.
Foto: © Christian Mathis/Bundesverband Deutscher Stiftungen