Ein positiver Arbeitsmarkt, höhere Einkommen und wenig Preissteigerungen: Das robuste Wachstum der deutschen Wirtschaft wird auch in 2016 in erster Linie von der Binnenwirtschaft getragen. Besonders durch den privaten Konsum. Zu dieser Konjunkturprognose kommen die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe in Berlin.
"In 2015 sind die Konsumausgaben der privaten Haushalte um sagenhafte 1,9 Prozent gewachsen und in 2016 sehen wir eine Fortsetzung dieses Wachstums mit 1,8 Prozent auf nahezu gleichem Niveau", so Michael Wolgast, Chefvolkswirt des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).
Vorausgesetzt es entstehen keine neuen Krisenherde. Auch die wirtschaftliche Entwicklung in China ist nach Ansicht des DSGV-Chefs Georg Fahrenschon schwer einschätzbar. Klarer sei die Situation bei den Wechselkursen und den Ölpreisen zu prognostizieren. Hier würden die Chefsvolkswirte von keinen weiteren großen Turbulenzen ausgehen. Fahrenschon: "Es sei zu wünschen, dass die US-Notenbank in 2016 ihre begonnene Leitzinswende fortsetze."
Denn Minizinsen und die damit einhergehenden Konsumausgaben lassen die Verbraucher in Deutschland kaum noch Geld zur Seite legen. "Die Sparquote dürfte im Jahr 2015 mit 9,6 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau gelegen haben. In absoluten Werten sparen die Deutschen 2015 mit etwa 173 Milliarden Euro rund fünf Milliarden Euro mehr als im Vorjahr", so DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Für das Jahr 2016 sei mit voraussichtlich 9,7 Prozent eine ähnliche Sparquote zu erwarten.
Bereits seit Ende der 90er-Jahre hätten die Deutschen ihre Ersparnisse nicht so sehr zur Geldvermögensbildung als vielmehr zur Tilgung von Krediten eingesetzt. Kater: "Auf diese Weise ist die Verschuldung der privaten Haushalte mit insgesamt 30,9 Prozent in Relation zum Geldvermögen mittlerweile auf einem historisch niedrigen Niveau angelangt."
Ist das Eigenheim abbezahlt, sind die Kredite getilgt, steht wieder Geld zur Verfügung: Die Geldvermögensbestände sind nach Ansicht der Chefvolkswirte bereits auf knapp 5,3 Billionen Euro angestiegen. "Für 2016 erwarten wir einen Bestand von knapp 5,5 Billionen Euro. Dabei machen Zuflüsse im Jahr 2015 161 Milliarden Euro aus, für das Jahr 2016 gehen wir davon aus, dass die Deutschen sich mit 165 Milliarden Euro neu bei Einlagen und an den Finanzmärkten engagieren", so Kater.
Unternehmer sollten sich an den privaten Konsumenten ein Beispiel nehmen. Zwar sei bei den Bau- und Ausrüstungsinvestitionen in 2016 ein Plus von zwei beziehungsweise drei Prozent zu erwarten, dies sei nach Meinung der Chefvolkswirte angesichts der wirtschaftlichen Gesamtsituation aber viel zu wenig. Deshalb sei auch die Wirtschaftspolitik gefordert, bessere Rahmenbedingungen für ein dynamischeres Investitionsklima zu schaffen.
In die Prognose zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland fließen die Vorhersagen von neun Chefvolkswirten aus fünf Landesbanken, der DekaBank, zwei Sparkassen und des DSGV mit ein. Zusätzlich zu den makroökonomischen Erkenntnissen der volkswirtschaftlichen Abteilungen berücksichtigt die Prognose auch die Geschäftsentwicklung der Sparkassen-Finanzgruppe sowie deren mittelständischen Kunden.
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