Geht es um Geld und Finanzen, um Risikostreuung, Inflation, Zinsen und Zinseszins – dann spielen die Deutschen dabei ganz oben mit. Immerhin belegen sie den achten Rang von 148 Ländern, wie eine weltweit angelegte Studie aufzeigt.
Die Ratingagentur Standard & Poor`s ließ untersuchen, wie gut sich die Menschen in alltäglichen Finanzfragen auskennen. 150.000 Erwachsene in 148 Ländern wurden nach ihrem Wissen in vier Themenbereichen befragt. Grundwissen in Sachen Geld und Finanzen wie beispielsweise Risikostreuung, Inflation, Zinsen und Zinseszins.
Dies waren die Fragen:
• Risikostreuung: Stellen Sie sich vor, Sie verfügen über etwas Geld. Ist es sicherer, dieses Geld in ein einziges Geschäft oder Investment zu investieren, oder ist es besser, wenn Sie in mehrere Geschäfte oder Investments investieren? Richtige Antwort: mehrere Geschäfte oder Investments
• Inflation: Angenommen, dass sich in den nächsten zehn Jahren die Preise für Dinge, die Sie kaufen, verdoppeln. Wenn sich in dieser Zeit auch Ihr Einkommen verdoppelt, können Sie dann weniger damit kaufen als heute, oder genau so viel wie heute, oder mehr als heute? Richtige Antwort: genau so viel.
• Zinsen: Angenommen, Sie brauchen 100 Euro. Welcher Betrag ist der geringere, den Sie zurückzahlen müssen: 105 Euro, oder 100 Euro plus 3 Prozent? Richtige Antwort: 100 Euro plus 3 Prozent.
• Zinseszins: Angenommen, Sie legen Ihr Geld für zwei Jahre bei der Bank an, und die Bank vereinbart mit Ihnen, dass sie pro Jahr 15 Prozent Zinsen zahlt. Wird Ihnen die Bank im zweiten Jahr mehr an Zinsen bezahlen als im ersten, oder wird sie genauso viel zahlen wie im ersten Jahr? Richtige Antwort: genau so viel.
Die Befragten galten als fit in Geldfragen, wenn sie drei der vier Themenbereiche richtig beantworteten.
Das Meinungsforschungsinstitut Gallup hatte diese Daten bereits 2014 als Teil der Gallup World Poll erhoben. Mitarbeiter der Entwicklungs- und Forschungsgruppe der Weltbank und dem Global Financial Literacy Excellence Centre der George Washington Universität (GFLEC) analysierten diese anschließend.
"Angesichts des technologischen Wandels und der zunehmenden Digitalisierung im Bankwesen ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, wer über welche Kenntnisse verfügt", erklärte Leora Klapper von der Weltbank. "Ich hoffe, dass die Entscheidungsträger weltweit anhand dieser Daten einen Weg finden, die Kenntnisse in Finanzfragen und den Verbraucherschutz deutlich zu steigern, und damit den Weg ebnen zu einem breiten Verständnis für alltägliche Fragen die eigenen Finanzen betreffend, und einem besseren Umgang mit wirtschaftlichen Themen."
Gemäß dieser Studie konnten 66 Prozent der Befragten in Deutschland gute Kenntnisse in Finanzfragen vorweisen. Etwas besser schnitten Dänemark, Norwegen und Schweden mit 71 Prozent ab, gefolgt von Israel und Canada mit 68 Prozent, England mit 67 Prozent, den Niederlanden ebenfalls mit 66 Prozent.
Weitere Ergebnisse der Studie zeigen, dass Angestellte mit 71 Prozent bessere Finanzkenntnisse besitzen als Selbstständige (63 Prozent). Erwachsene ohne Sparkonto weniger fit in Finanzfragen sind – deshalb hatten 75 Prozent der Befragten in Deutschland auch die Frage nach dem Zinseszins richtig, während nur 52 Prozent der Nichtsparer die richtige Antwort wusste.
In fast allen Ländern kam es zum Geschlechterkampf. Im Schnitt kannten 35 Prozent der Männer, aber nur 30 Prozent der Frauen die richtigen Antworten. So gaben in den USA etwa 10 Prozent mehr, in Deutschland 12 Prozent mehr, und in Italien 15 Prozent mehr Männer als Frauen die korrekten Antworten. In Deutschland nannten 72 Prozent der befragten Männer gegenüber 60 Prozent der befragten Frauen die richtigen Antworten. In Großbritannien hingegen waren die Frauen mit 68 zu 66 Prozent den Männern überlegen. Weltweit lagen die Frauen aber nur in 13 Ländern vor den Männern.
"Es ist uns wichtig, weltweit starke Finanzmärkte zu schaffen", erklärte Courtney Geduldig, Executive Vice President Public Affairs bei McGraw-Hill Financial, der Muttergesellschaft von Standard & Poor’s. "Wir sind überzeugt davon, dass es einen Zusammenhang zwischen grundsätzlichen Kenntnissen in Finanzfragen, Zugang zu Mitteln, und der Stärke der Finanzmärkte gibt. Diese Kenntnisse zu fördern ist strategisch wichtig, um stärkere, zugänglichere und nachhaltige Märkte auf der ganzen Welt aufzubauen."
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