Experten sind sich über das tatsächliche Potential des sogenannten Islamic Banking uneinig. Laut einigen Studien ist der Markt in Deutschland enorm. Deutsche Banken hingegen reden laut der "Financial Times Deutschland" von wenig Interesse der muslimischen Kundschaft.
Unter Islamic Banking versteht man Bankgeschäfte, die nach den Gesetzen der Scharia durchgeführt werden. Dabei gibt es zum Beispiel ein Zinsverbot. Der "Financial Times Deutschland" zufolge sind die Studien, die für diese Art der Bankgeschäfte einen großen Markt sehen, eher zweifelhaft.
Laut der Booz & Company Studie interessieren sich 60 Prozent der Muslime in Deutschland für islamische Baufinanzierung. Der Autor der Studie gab der Zeitung gegenüber jedoch an, dass der tatsächliche Anteil wohl eher bei 15 Prozent liege. Die Umfrage war vor allem in Moscheen durchgeführt wurden, der Iman habe oft beim Ausfüllen geholfen. So können Verzerrung zustande gekommen sein.
Eine andere Studie, laut der sich 70 bis 80 Prozent der Muslime für islamkonforme Bankprodukte interessieren, fand im Internet statt. Ihre Repräsentativität ist laut der "Financial Times Deutschland" deshalb eher anzuzweifeln.
Deutsche Banken sehen kein Interesse der Kunden
Deutsche Banken sprachen der Zeitung gegenüber von einem geringen Interesse ihrer muslimischen Kunden. So sagte der Chef der Bankamiz, Ergün Akinci: "Natürlich haben wir uns mit dem Thema beschäftigt, aber abgesehen von einigen wenigen Anfragen herrscht da kein Bedarf." Bankamiz ist ein Angebot der Deutschen Bank für türkischstämmige Kunden. Ähnliche Aussagen machten auch Vertreter der Commerzbank, der Postbank und der Sparkassen.
Akinci wies außerdem daraufhin, dass die meisten gläubigen Muslime in Deutschland aus der Türkei stammen. "Anders als in England entstammen die meisten Muslimen in Deutschland allerdings der Türkei, also einem laizistisch geprägten Land, in dem Menschen traditionell keine Probleme mit dem Thema Zins haben." In Großbritannien sei das Interesse am Islamic Banking tatsächlich gewachsen.
Noch ist unklar, wie groß das Potential des Markts wirklich ist. Zaid el-Mogaddedi, ein Vertreter vom Institute for Islamic Banking and Finance, sieht trotz der Zweifel eine Chance für das Islamic Banking in Deutschland. Grund für das geringe Interesse seien auch die deutschen Banken, die den Unmut ihrer angestammten Kundschaft fürchteten.
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