Immer wieder berichten Medien über sogenannte Ratingagenturen. Zu den bekanntesten gehören Moody’s & Fitch oder Standard & Poor‘s. Doch was genau machen diese Unternehmen? Banktip erklärt das Wichtigste.
Ratingagenturen bewerten die Bonität, also die Kreditwürdigkeit, von Unternehmen aller Branchen als auch sämtlicher Staaten der Welt. Dabei gehen sie nach einem bestimmten Verfahren vor. Die Ergebnisse der Bonitätsprüfung werden in einem Buchstabencode wiedergeben. So bedeutet AAA oder Aaa die beste Qualität, während ein einfaches D als zahlungsunfähig gilt. Diese Bewertung ist wichtig für Kreditgeber und Anleger. Dadurch können sie sehen, ob das Unternehmen oder der Staat in der Lage ist, dass geliehene oder das von Verbrauchern oder Organisationen angelegte Geld zurückzuzahlen.
Ratingagenturen arbeiten gewinnorientiert und sind private Unternehmen. Sie unterliegen jedoch der staatlichen Aufsicht. Auch kann nicht jeder eine Ratingagentur gründen. Dies bedarf der Genehmigung der Europäischen Union (EU). Die EU kann die Lizenz jederzeit wieder entziehen, wenn ein Verstoß gegen das geltende Recht vorliegt. Beaufsichtigt werden die Ratingagenturen durch die europäische Wertpapieraufsicht European Securities and Markets Authority (ESMA) und den Behörden der Mitgliedsstaaten.
Der Bewertungsprozess durch die Ratingagentur
Bevor eine Bewertung erfolgt, muss ein Mandatsauftrag an die Agentur gestellt werden. Der Auftrag enthält die Überprüfung der Schuldnerbonität durch interne und öffentliche Unternehmensinformationen. Dazu gehören etwa die Bilanz, die Angabe der größten Kunden des zu Überprüfenden aber auch Gespräche mit den jeweiligen Vorstandsmitgliedern. Nach der Überprüfung der Fakten legen zwei Analysten eine Empfehlung bei dem Rating-Komitee vor. Dieses entscheidet, welches der beiden Ergebnisse dem Auftraggeber zunächst vorgelegt wird. Erst nach dessen Genehmigung veröffentlich die Agentur die Analyse.
Staaten dürfen nur dreimal im Jahr bewertet werden. Dies ist nur außerhalb der europäischen Börsenstaaten erlaubt. Die Ratingagenturen müssen die Regierung der Staaten vorher informieren.
Weiterhin finden jährliche Überprüfungen der Unternehmen statt. Damit soll sichergestellt werden, dass das aktuelle Rating noch der Situation des Unternehmens entspricht. Um die Unternehmen besser zu bewerten, entwickelten die Agenturen ein Ratingsystem. Die häufigste Kennzeichnung AAA oder Aaa bedeutet, dass der Schuldner eine hervorragende Bonität aufweist. Das Ausfallrisiko ist bei dieser Bewertung auch längerfristig nach Ansicht der Agenturen zu vernachlässigen. Das schlechteste Rating ist mit D gekennzeichnet. Dieses bedeutet, dass der Schuldner in den Augen der Ratingagentur zahlungsunfähig ist. Ein Zahlungsausfall ist wahrscheinlich. Die Abstufung bis D setzt sich mit Zahlen und Plus- und Minuszeichen zusammen. So lautet die nächste Stufe nach AAA, AA+ oder Aa1. Tiefer stehen die Benotungen Baa1 oder B1. Die komplette Ratingtabelle ist auf der Seite der Börse Stuttgarts einzusehen.
Problematik
Während der Eurokrise gerieten die Ratingagenturen in Kritik. Sie stuften hochriskante Papiere lange als relativ risikolos ein. Ein weiterer Kritikpunkt: Oft geraten Staaten und Unternehmen in die Krise, wenn ein schlechtes Bonitätsmerkmal durch die Ratingagentur vorliegt. Diese können sich schlechter Geld auf dem Kapitalmarkt besorgen. Unternehmen oder Staaten mit einem schlechten Rating bieten für ihre Anleihen meistens höhere Zinsen an und gelten als risikoreicher. Die Verzinsung liegt dann über dem Durchschnitt von Banken mit dem Ratinggütesiegel AAA bis A. Inwieweit die höhere Verzinsung eine direkte Folge der Bonitätsbewertung darstellt, ist nicht klar auszumachen. Außerdem bleibt weiterhin unklar, wie genau die Bewertung erfolgt.
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